Bullshit Jobs von David Graeber

Bei Bullshit Jobs von David Graeber fällt natürlich zuerst der Titel ins Auge. Es handelt sich hierbei aber nicht um ein eher spaßiges Buch, sondern um ein ernstes Thema. Der leider bereits im Jahr 2020 verstorbene Autor war Anthropologie-Professor und hat über allerlei Themen geschrieben, die den Menschen und die Gesellschaft betreffen. Das hier vorliegende Werk war das letzte Buch vor seinem Tod und vielleicht sein bekanntestes (oder das einzig halbwegs bekannte Buch).

Bullshit Jobs von David Graeber

Ein Buch zu diesem Thema war vom Autor ursprünglich gar nicht geplant. Er hatte sich eher oberflächlich mit dem Phänomen der sogenannten Bullshit Jobs auseinandergesetzt und einen Artikel dazu in einer Zeitschrift veröffentlicht. Daraufhin erhielt Graeber jede Menge Rückmeldungen, vor allem auch von Menschen, die ihren eigenen Job als Bullshit Job betrachteten und sich in diesem Artikel wiederfanden.

Bullshit Jobs basiert auf wahren Rückmeldungen auf einen Artikel

Aufgrund all dieser Rückmeldungen und Kommentare recherchierte Graeber dann vermehrt, was es mit den Bullshit Jobs eigentlich auf sich hatte. An dieser Stelle bietet es sich aber an, erst einmal zu erwähnen, was der Autor unter diesem Begriff eigentlich verstand. Die endgültige Definition im Buch lautet wie folgt:

Ein Bullshit-Job ist eine Form der bezahlten Beschäftigung, die so völlig sinnlos, unnötig oder schädlich ist, dass selbst der Arbeitnehmer ihre Existenz nicht rechtfertigen kann, auch wenn er sich als Teil der Arbeitsbedingungen verpflichtet fühlt, so zu tun, als ob dies nicht der Fall wäre.

Ich selbst habe das Buch auf Englisch gelesen und die obige Definition daher selbst übersetzt. Allerdings gehe ich davon aus, dass es keine oder nur sehr geringfügige Abweichungen in der deutschen Übersetzung des Buches gibt.

Im ersten Teil des Buches geht es neben der Definition darum, einige Beispiele aufzuzeigen. Hierfür zitiert Graeber einige der oben erwähnten Rückmeldungen, die er nach dem ursprünglichen Artikel erhalten hatte. Dabei handelte es sich um private E-Mails sowie Kommentare in Blogs oder Internetforen. Durch diese Beispiele wird besser ersichtlich, wie Bullshit Jobs in der Realität aussehen, wie die Betroffenen selbst sie empfinden und welche Gemeinsamkeiten sie haben. Aufgrund dieser vielen Erfahrungsberichte teilt Graeber die Jobs dann in mehrere Kategorien ein.

Man könnte jetzt einwenden, was denn überhaupt so interessant an diesem Thema ist. Denn auch wenn man mit dem Autor übereinstimmt, dass es solche eigentlich überflüssigen und sinnlosen Jobs gibt, muss das ja nicht unbedingt ein Problem sein. Immerhin haben die Betroffenen einen Job und verdienen Geld damit (teilweise sogar ziemlich gut), auch wenn sie sich dabei vielleicht langweilen und ihren Job selbst für sinnlos halten.

Ernstes Thema trotz des Titels

Graeber erklärt dann aber anhand von Beispielen, was es psychologisch mit einem Menschen machen kann, wenn er etwas macht, das er selbst als komplett sinnlos empfindet. Er unterscheidet zwischen „Bullshit Jobs“ und „Shit Jobs“. Shit Jobs sind Jobs, die häufig schlecht bezahlt sind und unter prekären Bedingungen stattfinden, die aber wichtig und nicht wegzudenken sind. Ein Beispiel wären unter anderem Pflegeberufe. Pflegekräfte leiden häufig unter der Arbeitsbelastung, den Arbeitszeiten und der schlechten Bezahlung, sie wissen aber, dass ihr Job immens wichtig ist. Bei Bullshit Jobs hingegen müssen die Betroffenen damit klarkommen, dass es keinerlei Unterschied machen würde, wenn es ihren Job nicht gäbe.

Im Rest des Buches geht Graeber dann auf die Fragen ein, wie es überhaupt zur Entstehung solcher Jobs kommen konnte und was man in Zukunft dagegen machen könnte. Dabei fährt er recht schwere Geschütze auf und geht in der Zeit weit zurück, um erst einmal zu erklären, wie Arbeit selbst eigentlich in der Vergangenheit definiert war und wie sie gesellschaftlich wahrgenommen wurde. Von diesem Punkt aus macht er sich dann auf die Suche nach der Frage, was sich in den letzten Jahrzehnten geändert hat und wie es dazu gekommen ist, dass die von ihm definierten Bullshit Jobs in so großer Zahl entstanden sind.

Was mir an dem Buch gut gefallen hat ist, dass der Autor nicht mit dem erhobenen Zeigefinger in Richtung der Betroffenen zeigt. Er gibt nicht den Menschen die Schuld, die in solchen Jobs arbeiten. Das wäre ja auch ziemlich überheblich, da wir alle unsere Rechnungen bezahlen müssen und in vielen Fällen eine Familie zu ernähren haben. Stattdessen habe ich in dem Buch eine Menge über Arbeit und ihre Geschichte sowie über einige ökonomische Zusammenhänge gelernt.

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