Frühling, Sommer, Herbst und Tod ist nach Es das zweite Buch von Stephen King, das ich in diesem Blog vorstelle. Die vier Begriffe im Titel nehmen Bezug auf vier Novellen, die dieses Buch insgesamt enthält. Eine Novelle ist so etwas wie ein Mittelding zwischen Kurzgeschichte und Roman, sozusagen ein kürzerer Roman.
Die erste der Geschichten ist relativ bekannt, was aber vor allem an der Verfilmung liegt. Das gleiche gilt für die dritte Geschichte, bei der ebenfalls die Verfilmung bekannter ist als das Buch selbst.
Geschichte 1 – Frühlingserwachen: Pin-up
Warum diese Geschichte in der deutschen Übersetzung mit Pin-up übersetzt wurde, ist mir nicht ganz klar (evtl. hat es mit einem Poster einer leichtbekleideten Frau zu tun, das in der Geschichte eine Rolle spielt). Beim Blick auf den englischen Titel und den deutschen Titel des Films wird schon klarer, um welche Geschichte es sich hier handelt. Der englische Titel ist Shawshank Redemption, der deutsche Titel des Films lautet Die Verurteilten.
Die Verfilmung Die Verurteilten ist so beliebt, dass sie bei imdb.com von den Nutzern als bester Film aller Zeiten bewertet wurde. Auch die Novelle dazu ist aber sehr gut und man merkt, dass sich der Film deutlich an die Vorlage hält. Wer den Film bereits gesehen hat, wird die Handlung beim Lesen sofort wiedererkennen.
Es geht hier um Andy Dufresne, der für den Mord an seiner Frau und deren Liebhaber – eine Tat die er nicht begangen hat – zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Er erzählt den sehr harten und gewalttätigen Gefängnisalltag. In der Haft lernt er seinen Mithäftling namens Red kennen (in der Verfilmung gespielt von Morgan Freeman). Dieser ist bekannt dafür, dass er auch in der Haft seinen Mithäftlingen Dinge beschaffen kann, die man nur von außerhalb der Mauern bekommt. Mit dieser Hilfe versucht Dufresne in jahrelanger Kleinarbeit aus der Haft auszubrechen.
Geschichte 2 – Sommergewitter: Der Musterschüler
In dieser Novelle geht es um einen Schüler namens Todd Bowen. Todd ist sehr an Geschichte interessiert und hier insbesondere an der Zeit des Nationalsozialismus. Der Titel dieser Geschichte kommt daher, dass es sich zu Beginn der Geschichte bei ihm tatsächlich um einen Musterschüler handelt, der nicht nur in der Schule hervorragende Noten bekommt, sondern auch abseits davon ein Musterknabe ist, der keinerlei Probleme macht.
Das alles ändert sich, als Todd auf einen älteren Mann aufmerksam wird, der in der gleichen Gegend wohnt. Er erkennt in diesem Mann anhand von Fotos einen Kriegsverbrecher, der Kommandant in einem Konzentrationslager war. Todd erpresst den Mann, der nun unter dem falschen Namen Arthur Denker lebt. Er verlangt von ihm, dass er Einzelheiten aus seiner Zeit im Konzentrationslager erzählt, ansonsten ließe er ihn auffliegen.
Beide ziehen sich gegenseitig in eine Abwärtsspirale, wodurch beide zu Verbrechern werden (Todd zum ersten Mal, Denker erneut). Aus dem Musterschüler wird das exakte Gegenteil. Ich persönlich fand diese Geschichte zwar spannend, aber relativ unglaubwürdig, auch wenn es in Geschichten von Stephen King natürlich selten im die Realität geht. Auch diese Geschichte wurde unter dem gleichen Namen verfilmt.
Geschichte 3 – Herbstsonate: Die Leiche
Die Leiche dürfte nach Die Verurteilten die bekannteste Geschichte aus Frühling, Sommer, Herbst und Tod sein. Sie wurde unter dem Namen Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers verfilmt – weshalb auch hier der Film berühmter ist als das Buch. Unter anderem spielten Wil Wheaton, River Phoenix und Kiefer Sutherland in diesem Film mit.
Hier geht es um vier Freunde, die zum Zeitpunkt der Handlung 12 Jahre alt sind. Einer der Freunde hört von seinem älteren Bruder das Gerücht, er hätte eine Leiche gesehen. Die vier sind fasziniert davon und machen sich auf die Suche. Auf dem Weg geraten sie in einige gefährliche Situationen und werden fast von einem Hund und einem Zug erfasst.
Was mir an dieser Geschichte genau wie beim bereits erwähnten Es sehr gut gefallen hat, ist dass Stephen King aus der Sicht von Kindern schreibt, ohne dabei peinlich oder übertrieben zu wirken. Es ist eine schöne Geschichte über Freundschaft und hat trotz des Titel weniger mit Horror zu tun. Sogar noch vor der ersten handelt es sich hier meiner Meinung nach um die beste Novelle in dieser Sammlung.
Geschichte 4 – Ein Wintermärchen: Atemtechnik
Hierbei handelt es sich meiner Meinung nach um die schwächste Geschichte in diesem Buch, was natürlich nichts heißen muss. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Der Erzähler beschreibt hier, wie er sich mit anderen Herren, die alle eher aus der Oberschicht stammen, regelmäßig in einem Haus trifft, um Billard zu spielen, in der Bibliothek zu schmökern oder sich einfach nur zu unterhalten. Ein wiederkehrender Punkt ist, dass einer der Teilnehmer eine ungewöhnliche Geschichte erzählt. In dieser Novelle geht es um die Geschichte eines Arztes, der von einer Patienten erzählt, die auf „ungewöhnliche“ Art und Weise ein Kind auf die Welt bringt.
Insgesamt hat mir die Novellen-Sammlung Frühling, Sommer, Herbst und Tod gut gefallen. Zwei der Geschichten sind sehr stark, eine in Ordnung, die letzte eher schwach. In einigen der Geschichten kommen Horror-Elemente vor. Stephen King beweist aber auch, dass es bei ihm ohne Horror geht und er ein guter Erzähler ist.