Der Spieler ist eine Geschichte, die im fiktiven Ort Roulettenburg spielt. Dieser Ort ist aber vermutlich der deutschen Stadt Wiesbaden nachempfunden (wobei es auch Bad Homburg sein könnte). Der Name Roulettenburg erinnert nicht zufälligerweise an das Glücksspiel Roulette, welches in dem Roman eine wichtige Rolle einnimmt. Da Dostojewski selbst Roulette spielte, unter anderem im oben erwähnten Wiesbaden, trägt die Geschichte auch autobiographische Züge.
Ich-Erzähler ist ein Lehrer namens Alexej Iwanowitsch. Dieser ist als Hauslehrer bei einem General angestellt, um dessen Kinder und Stiefkinder zu unterrichten. Dazu gehört auch die Stieftochter Polina, in die Alexej unsterblich verliebt ist, die ihn aber zu Beginn des Romans eher zu verachten scheint. Besagter General hält sich mitsamt seiner Familie, Bediensteten wie Alexej und Freunden und Bekannten im Kurort Roulettenburg auf.
Der Spieler hat auch viele amüsante Szenen
Direkt zu Beginn des Romans Der Spieler wird klar, dass der General sich in einer schlimmen finanziellen Lage befindet und bereits einiges von seinem Besitz an einen Franzosen namens des Grieux verpfändet hat. Es wird vermutet, dass auch des Grieux ein Auge auf Polina geworfen hat und sie gerne heiraten würde. Auch der General selbst will heiraten (seine erste Frau, die Mutter seiner Kinder, ist bereits verstorben). In dieser verzwickten finanziellen Lage hört der verschuldete General, dass seine Tante im Sterben liegt. Es gibt sogar Gerüchte, dass sie bereits verstorben sei. Jene Tante ist stinkreich und ein Teil des Erbes würde dem General zufallen, wodurch sich seine Probleme mit einem Schlag in Luft auflösen würden.
Die Familie schöpft also Hoffnung in dieser Lage und schickt eifrig Telegramme ins entfernte Moskau, um sich den Tod der Tante und damit die Erbschaft bestätigen zu lassen. Diese Telegramme werden kurze Zeit später auch in gewisser Weise beantwortet. Statt der „positiven“ Nachricht von ihrem Tod kommt aber … die lebende Tante höchstpersönlich mit dem Zug nach Roulettenburg. Hier beginnt der Teil, der meiner Meinung nach das Highlight der Geschichte ist.
Denn ab hier wird die Tante beschrieben und ihr Zusammentreffen mit dem Rest der (schockierten) Familie. Es handelt sich hier durchaus um einen Charakter. Man kann die Tante nur als herrisch, vorlaut und teilweise arrogant bezeichnen – aber sie wirkt trotzdem irgendwie sympathisch. Ihren Neffen, den General, scheint sie zu verachten. Dessen Hauslehrer, den Ich-Erzähler, hat sie aber ins Herz geschlossen und lässt sich von ihm die Stadt, die Menschen und das Spielcasino zeigen. Hier kommt dann der Roulettetisch ins Spiel.
Alexej erklärt der Tante das Spiel und sie stürzt sich sofort ins Geschehen, erregt aufgrund ihrer Art die Aufmerksamkeit der anderen Besucher des Spielcasinos, spielt quasi ohne jeden Plan und gewinnt bei diesem ersten Mal eine hübsche Summe. Ihr Spielglück hält allerdings nicht an. Im Laufe der nächsten Tage verspielt sie ihr gesamtes mitgebrachtes Vermögen, was den General und seine Familie noch mehr in Verzweiflung stürzt. Daraufhin reist die Tante wieder ab.
Dostojewski beschreibt anschaulich, was Spielsucht mit einem macht
Man könnte also meinen, dass mit dem Titel des Buches, Der Spieler, jene Tante gemeint ist. An dieser Stelle ist die Geschichte aber noch nicht zu Ende und auch Alexej bewirbt sich um die Ehre, der Namenspatron des Titels zu sein. Die junge Polina scheint in dieser Situation regelrecht verzweifelt zu sein und wendet sich an Alexej. Aufgrund seiner Liebe zur Stieftochter des Generals versucht er nun selbst Geld aufzutreiben – und wo könnte man das besser als im Spielcasino. An einem Abend, der für ihn wie im Delirium vergeht, gewinnt der eigentlich fast mittellose Hauslehrer ein kleines Vermögen am Roulettetisch. Allerdings kann er auch dadurch nicht wirklich Polinas Herz gewinnen, die zu diesem Zeitpunkt so etwas wie einen Nervenzusammenbruch erleidet.
Im Rest der Geschichte geht es darum, wie Alexej sein neu gewonnenes Vermögen komplett wieder verliert (die Dame, die der General eigentlich heiraten wollte und letzten Endes auch heiratet, spielt dabei neben dem Erzähler eine Rolle). Am Ende der Geschichte befindet er sich wieder in Roulettenburg. Dort versucht er, mit seinem letzten Geld wieder ein neues Vermögen zu erspielen, was ihm allerdings nicht wirklich gelingen will. Er erfährt dort auch, dass seine frühere große Liebe Polina ihn tatsächlich ebenfalls liebt. Allerdings hat die Spielsucht bereits so sehr Besitz von ihm ergriffen, dass ihn das kaum noch interessiert. Mit dem Titel Der Spieler ist also doch Alexej Iwanowitsch gemeint.
Das Ende ist etwas deprimierend, da man mit dem jungen Mann mitfühlen will, er aber alles falsch zu machen scheint. Trotzdem ist Der Spieler auch an einigen Stellen ziemlich lustig. Diese Stellen haben vor allem mit dem Erscheinen der Erbtante und ihrer Erfahrungen im Spielcasino zu tun. Zudem geht es um ein ernstes Thema: Spielsucht. Dostojewski hatte damit ebenfalls persönliche Erfahrungen, die er in diesem Buch verarbeitet. Der Spieler zeigt, was die Spielsucht aus einem eigentlich sehr sympathischen und intelligenten jungen Mann machen kann, wenn sie Besitz von ihm ergreift. Selbst seine große Liebe wird dann zur Randnotiz – alles steht hinter dem möglichen Gewinn zurück.