Mein Katalonien von George Orwell

Mein Katalonien von George Orwell

Mein Katalonien von George Orwell ist das erste Buch, das ich in diesem Blog vorstellen. Das ist jedoch eher Zufall als persönliche Vorliebe, da es sich hier einfach um eines der letzten Bücher handelt, die ich vor diesem Zeitpunkt gelesen habe und das daher beim Schreiben noch bestens in Erinnerung war.

Mein Katalonien von George Orwell

Hier geht es um eines der unbekannteren Bücher eines sehr bekannten Autors. George Orwell ist natürlich vor allem aufgrund seiner dystopischen Bücher 1984 und Farm der Tiere bekannt. Mein Katalonien hingegen ist wie gesagt weniger bekannt als die vorgenannten Bücher. Auch handelt es sich hier nicht um einen fiktiven Roman, sondern um einen Tatsachenbericht.

Obwohl man das bei diesem Titel vermuten könnte, handelt es sich bei dem Buch auch nicht um einen Reisebericht. George Orwell, der Engländer war (und bürgerlich eigentlich Eric Arthur Blair hieß), beschreibt hier auch nicht einfach einen gewöhnlichen Aufenthalt in Katalonien. Stattdessen ist Mein Katalonien ein Bericht über den Spanischen Bürgerkrieg, der von 1936 bis 1939 dauerte und für Orwell bitter endete.

Mein Katalonien als Tatsachenbericht eines aktiv Beteiligten

Orwell beschreibt diesen Bürgerkrieg nicht als Beobachter aus der Ferne oder als reiner Berichterstatter, auch wenn das als Journalist ursprünglich seine Aufgabe war. Er nahm aktiv an den Kampfhandlungen gegen die sogenannten Franquisten um deren Anführer Francisco Franco teil. Dafür schloss er sich der Gruppe P.O.U.M. an, die eher dem anarchistischen Lager zugeordnet werden kann.

In dieser Buch beschreibt George Orwell gut den militärischen Widerstand gegen Franco und seine Truppen. Dieser setzte sich aus einigen verschiedenen Gruppen zusammen, von Republikanern über normaler Bürger bis hin zu Anarchisten und Kommunisten. Orwell gehörte wie gesagt eher zu den Anarchisten und beschreibt hier, wie die verschiedenen Gruppen keineswegs nur ein gemeinsames Feindbild im Auge hatten, sondern sich teilweise gegenseitig bekämpften. Die gleiche Zersplitterung der Widerstandsgruppen wird teilweise auch in Ernest Hemingways Roman Wem die Stunde schlägt beschrieben, wobei es sich dort um einen fiktiven Roman handelt.

Wer Mein Katalonien gelesen hat, dem wird auch klar, warum Orwell später solche Bücher wie 1984 geschrieben hat. Er beschreibt, wie andere Gruppierungen, die gegen General Franco kämpften, von stalinistischen Gruppierungen (teilweise aus der Sowjetunion) bekämpft und unterdrückt wurden, obwohl sie ja vorgeblich auf der selben Seite kämpften. Auch gab es regelrechte politischen Säuberungen, die von den Stalinisten durchgeführt wurden.

George Orwells spätere politische Überzeugungen werden klarer

Aufgrund dieser Erfahrungen entwickelte Orwell eine tiefe Abneigung gegenüber totalitären Regimen, die sich in den oben genannten Büchern niederschlug. Farm der Tiere ist eine Satire auf die Russische Revolution. Dabei erinnern manche der Charaktere an historische Personen wie Stalin oder Lenin. In 1984 beschreibt er einen totalitären Überwachungsstaat, der jeden Aspekt im Leben seiner Bürger kontrolliert, bis hin zu deren Gedanken.

Der Autor beschreibt aber nicht nur diese für ihn sehr bittere Entwicklung. Zu Beginn geht es vor allem auch um die Hoffnung und den Zusammenhalt, der damals noch vorherrschte. Auch beschreibt Owell manche Kampfhandlungen, an denen er aktiv teilnahm und dabei auch verwundet wurde. Er beschreibt auch sehr anschaulich seine Gedankenwelt, wie er als hoffnungsvoller und vielleicht auch etwas naiver Widerstandskämpfer durch die beschriebenen Entwicklungen immer mehr auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde.

Mein Katalonien kann ich aus zwei Gründen empfehlen. Zum einen zeigt es ziemlich gut, wie George Orwell zu dem Schriftsteller wurde, als den man ihn heute kennt. Es wird klar, warum er sich mit den Themen auseinandersetzen wollte, die er in seinen Büchern beschrieb. Zum anderen ist es ein spannendes Buch für Leser, die an Geschichte interessiert sind. Zwar handelt es sich nicht um eine geschichtliche Abhandlung über den Spanischen Bürgerkrieg mit vielen Daten und Fakten. Aber man bekommt eine andere Sicht auf ein solches historisches Ereignis, aus der Sicht eines Menschen, der es hautnah und buchstäblich an vorderster Front miterlebt hat.

5 Kommentare

  1. Hola Lukas: Ich freue mich sehr über diese Buchbesprechung. Weil es sich einmal nicht um einen Allerweltstitel handelt. Ich kannte den Titel bisher nicht, werde ihn mir aber hoffentlich besorgen können. (Mein Interesse hat auch damit zu tun, dass ich in Catalunya während meiner Jugendzeit gelebt habe und mich für die Zeit unter Francisco Franco sehr interessiere.)

    Im Übrigen möchte ich hier auch gleich loswerden, dass ich mich für Deinen Beitritt zum Litblogs Buchblogger-Webring bedanken möchte. Blogs wie Deiner sind mir sehr willkommen, auch wenn Du schreibst, dass es eigentlich „Nicht noch ein Buchblog“ braucht. Ich finde: Das muss durchaus sein!

    Auf gute Nachbarschaft
    Dein Ulf

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